"Motivation ist kein Obstkorb – die 5 Dinge, die Mitarbeiter wirklich brauchen"
- Batja Theismann
- 5. Sept.
- 2 Min. Lesezeit
Viele Führungskräfte denken, Boni, Gutscheine oder kleine Goodies motivieren Teams. Die Realität sieht anders aus: Menschen brauchen psychologische Sicherheit, Wertschätzung und ein Umfeld, das Lernen, Kooperation und Kreativität ermöglicht. Geld allein wirkt nur kurzfristig. Das SCARF-Modell von David Rock, eines der zentralen Modelle im Neuroleadership, zeigt, welche fünf psychologischen Grundbedürfnisse wirklich zählen – und wie Führungskräfte ihre Teams langfristig motivieren können.

Die fünf Grundbedürfnisse für motivierte Teams
Das SCARF-Modell beschreibt, wie Status, Sicherheit, Autonomie, Verbundenheit und Fairness unser Verhalten am Arbeitsplatz steuern. Wenn diese Faktoren positiv bedient werden, erleben wir das als Belohnung: Wir sind offener, zugänglicher, lernbereit und kooperationsfähig.
Status bedeutet, dass Menschen spüren, dass ihre Leistung gesehen und wertgeschätzt wird. Kleine Rituale wie Team-Updates, „Erfolge der Woche“ oder Peer-Recognition steigern das Ansehen im Team und wirken wie ein kleiner Dopamin-Kick.
Sicherheit oder Certainty beschreibt das Bedürfnis nach Vorhersehbarkeit. Unklare Strukturen oder plötzlich geänderte Abläufe erzeugen Stress und blockieren Motivation. Wer transparente Entscheidungen trifft, stabile Abläufe schafft und Roadmaps sichtbar macht, gibt Orientierung und reduziert Stress.
Autonomie ist ein zentraler Bestandteil agiler Prinzipien: Menschen wollen ihre Arbeit selbst gestalten und Kontrolle über ihre Aufgaben haben. Gleichzeitig kann zu viel plötzliche Freiheit verunsichern, besonders bei neuen Mitarbeitern oder solchen, die bisher wenig Eigenverantwortung hatten. Ein klar definierter Aufgabenrahmen, innerhalb dessen Wege offenbleiben, schafft Sicherheit und fördert gleichzeitig Eigeninitiative.
Verbundenheit oder Relatedness beschreibt das „Wir-Gefühl“. Moderne Hirnforschung zeigt, dass Ausgrenzung dieselben neuronalen Netzwerke aktiviert wie physischer Schmerz. Teamevents, gemeinsame Aufgaben oder das Formulieren übergeordneter Ziele stärken das Zugehörigkeitsgefühl und schaffen Vertrauen.
Fairness schließlich ist ein Faktor, auf den Menschen besonders sensibel reagieren. Ungerechtigkeit, willkürliche Entscheidungen oder mangelnde Transparenz erzeugen Misstrauen und Widerstand. Wer klare Regeln aufstellt, Erwartungen kommuniziert, Feedback-Runden etabliert und Mitarbeiter aktiv in Entscheidungen einbezieht, verhindert Konflikte und stärkt die Motivation.

Fehlerfallen, Extrinsische Anreize und praktische Umsetzung
Ein häufiger Fehler ist der Reflex auf Geld oder Boni zurückzugreifen. Zwar können extrinsische Anreize kurzfristig Motivation erzeugen – zum Beispiel bei dringenden Deadlines oder außergewöhnlichen Leistungen – doch wenn sie zu häufig eingesetzt werden, gefährden sie die intrinsische Motivation. Das Gehirn koppelt Leistung dann nur noch an äußere Belohnungen, und langfristig wirken Status, Fairness oder Autonomie weniger stark. Als Faustregel gilt: punktuell einsetzen, maximal einmal pro Quartal, und immer in Kombination mit Anerkennung und Wertschätzung.
Wer SCARF nachhaltig im Team verankern will, kann ein einfaches Quick-Audit durchführen: Jeder Mitarbeiter bewertet, wie sensibel er auf die fünf Faktoren reagiert und wie sie aktuell im Team erfüllt werden. Die Ergebnisse werden anonym gesammelt, auf einem Flipchart visualisiert und anschließend in der Gruppe besprochen. Das stärkt nicht nur die Verbundenheit, sondern zeigt der Führungskraft, wo Handlungsbedarf besteht.
Fazit
Motivation ist kein Obstkorb – sie entsteht, wenn Führungskräfte Status, Certainty, Autonomy, Relatedness und Fairness im Blick haben. Geld oder Boni können punktuell als Verstärker dienen, langfristige Motivation und Engagement entstehen aber nur durch ein SCARF-orientiertes Mindset, das regelmäßig gepflegt wird.



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