"Coaching statt Training: Warum klassische Führungsschulungen ihr Geld nicht wert sind"
- Batja Theismann
- 5. Sept.
- 2 Min. Lesezeit
Unternehmen investieren jedes Jahr Unsummen in sogenannte Leadership-Trainings. Die Hoffnung: Führungskräfte sollen schnell lernen, wie man Teams motiviert, Konflikte löst und Mitarbeitergespräche führt. Die Realität sieht jedoch oft anders aus: Nach ein paar Tagen Schulung ist im Arbeitsalltag alles wieder beim Alten.
Ein Praxisbeispiel zeigt das besonders deutlich: In einem Unternehmen wurden Führungskräfte aus ganz unterschiedlichen Abteilungen in ein mehrtägiges Training geschickt. Manche waren völlig neu in der Rolle, andere hatten schon jahrelange Erfahrung. Einige führten fünf Mitarbeitende, andere fünfzig. Die Inhalte waren dieselben für alle. Vorbereitung? Alle sollten ein Buch lesen – nur ein Teil tat es, und alle auf unterschiedlichem Stand. Im Training selbst wurden sie mit Informationen „beschallt“. Monate später gab es ein gemeinsames Sport-Event als Teambuilding-Aktion. Nachhaltige Veränderungen? Keine. Nach nicht einmal zwei Tagen war wieder Business as usual.
Das Problem liegt auf der Hand: „One size fits all“-Trainings greifen viel zu kurz. Sie berücksichtigen weder die individuellen Stärken und Schwächen der Teilnehmenden noch die spezifischen Herausforderungen ihres Alltags.

Warum Verhalten keine schnelle Lösung kennt
Viele Unternehmen suchen nach dem schnellen Hebel: Ein Training, ein Workshop, und schon soll die Führungskultur besser werden. Doch so funktioniert menschliches Verhalten nicht. Führung ist kein Wissen, das man einmal erlernt und dann abrufen kann – es geht um innere Muster, blinde Flecken und Gewohnheiten, die oft über Jahre oder Jahrzehnte geprägt wurden.
Ein Konfliktvermeider lernt nicht in zwei Tagen, schwierige Gespräche zu führen. Eine Führungskraft, die sich keine Fehler eingestehen will, ändert ihr Verhalten nicht durch PowerPoint-Folien. Hier braucht es kontinuierliche Begleitung, Reflexion und den Mut, sich selbst ehrlich zu hinterfragen.
Wo Trainings trotzdem sinnvoll sein können
Trainings sind nicht grundsätzlich schlecht. Sie können einen echten Mehrwert haben, wenn die Rahmenbedingungen stimmen:
Homogene Gruppen: Wenn z. B. Teamleiter*innen in vergleichbaren Strukturen arbeiten, können sie voneinander lernen.
Praxisbezug: Trainings entfalten Wirkung, wenn die Themen direkt aus dem Alltag der Teilnehmenden stammen.
Austausch statt Frontalunterricht: Wenn es um gemeinsames Lernen, Diskutieren und Erfahrungen teilen geht, entsteht Wert.
Was Coaching anders macht
Coaching setzt da an, wo Trainings an ihre Grenzen stoßen: bei den individuellen Mustern und blinden Flecken einer Führungskraft.
Individuelle Analyse: Statt starrer Module wird die konkrete Führungssituation betrachtet.
Transparenz im Prozess: Gemeinsam mit der Führungskraft und ihrem Vorgesetzten werden Ziele und Erwartungen geklärt – ohne versteckte Agenden.
Blinde Flecken aufdecken: Durch Feedback und Selbstreflexion entstehen Erkenntnisse, die wirklich etwas verändern.
Aus Defiziten werden Entwicklungsaufgaben: Konkrete Schritte statt vager Theorie.
Begleitung im Alltag: Coaching sorgt dafür, dass nicht nur geredet, sondern auch gehandelt wird – immer wieder, bis neue Muster wirklich verankert sind.
Ein Beispiel: Eine Führungskraft, die Konflikten konsequent aus dem Weg geht, braucht keine Standard-Schulung zum Thema „Mitarbeitergespräche“. Sie braucht ein Coaching, in dem sie reflektiert, warum sie Konflikte meidet, welche Glaubenssätze dahinter stecken – und wie sie Schritt für Schritt lernt, schwierige Gespräche konstruktiv zu führen. Das ist keine Abkürzung, sondern ein Prozess, der nachhaltig wirkt.
Fazit
Unternehmen sparen am falschen Ende, wenn sie glauben, mit Standard-Trainings sei Führung „abgehakt“. Am Ende zahlen sie doppelt: Einmal für teure, wirkungslose Maßnahmen – und später für die Probleme, die schlechte Führung verursacht. Lieber einmal richtig investieren – in Coaching, das Verhalten wirklich verändert – als endlos an Symptomen herumdoktern.



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